Ist es schon vorbei?

05 September 2018 by Mathias Born

Category: Alle, Payments, Personal

Mein letzter Blogbeitrag ist ein gutes Jahr her – warum kam nichts mehr?

Mitte letzten Jahres begann ich mit einem Blog. Kurze Zeit später war Funkstille. Hatte ich die Motivation verloren, gab es nichts mehr zum Schreiben?
Es war ganz im Gegenteil:
Letztes Jahr im Spätsommer begann ich mit meiner Bachelor-Thesis. Das Thema lautete: “Konzeption und Durchführung einer Marktanalyse von elektronischen
Bezahlverfahren“. Ich würde also eher sagen, dass sich mein Fokus geändert hatte. Neben meinem Vollzeitjob war es doch etwas anstrengend, sich in das Thema einzuarbeiten.
In meiner Thesis ging es kurz gesagt um elektronische Bezahlverfahren am Point-Of-Sale. Da der Markt für eine Bachelor-Thesis jedoch viel zu groß schien, musste ich einen Fokus legen. Ich überlegte: “Wo bist Du selbst Kunde?“, “Wo bezahlst Du am Point-Of-Sale?“, “Und wo ist der Markt überschaubar, dass Du vernünftige Primärdaten erheben kannst?“. Meine Überlegungen führten mich zum Wintersport. Auf diesen Markt grenzte ich den Untersuchungsrahmen ein.

Daten, Daten, Daten

Ich suchte zuerst nach Sekundärdaten, um ein Gefühl für den Markt zu erhalten. “Mannomann… es gibt ganz schön viele Statistiken zu Bezahlverfahren am Point-Of-Sale.” Ich verglich unterschiedliche Studien und Statistiken aus Deutschland und Österreich. Statistiken gab und gibt es viel über das Themengebiet. Und die Ergebnisse? Erschreckend oft das gleiche Ergebnis – Bargeld dominiert am Point-Of-Sale. Und letztens kam dann auch wieder eine aktuelle Studie der ING-DiBa (Zur Studie) – Bargeld dominiert immer noch.

Ich schaute mir die Ergebnisse genauer an und suchte nach Gründen. Egal, welche Studie ich mir anschaute, es wurden immer die gleichen Gründe aufgeführt:

  • Gewohnheit der Kunden,
  • bessere Übersicht über die eigenen Finanzen,
  • praktischer, vor allem bei kleinen Beträgen,
  • Schnelligkeit der Bezahlung sowie die
  • weitreichende Akzeptanz des Zahlungsmittels.

Ich verstand die Welt nicht mehr. “Wieso …? Bessere Übersicht? Schneller?“. Ich dachte mir, dass die Befragten dies mit Kartenzahlungen verwechseln. Die beste Übersicht habe ich auf meinem Girokonto, auf welchem alle meine Finanztransaktionen zusammenlaufen. Praktischer? Ständig verliere ich mein Kleingeld. Ständig zahle ich im Ausland Gebühren am Geldautomaten, um Bargeld zu bekommen. Die Argumente die ich verstand, waren die Gewohnheit der Kund*innen und die Akzeptanz. Ständig stehe ich beim Bäcker oder im Skigebiet und meine Karte ist dort halt doch nur Plastik.

Ich musste es verstehen

Es half nichts – ich musste verstehen, weshalb die Ergebnisse aus den Studien herauskamen. Ich musste den Kontext verstehen, in der sich Kund*innen und Händler*innen befinden, wenn es um das Bezahlen geht. Ich entschied mit Expert*innen zusprechen. Mit Expert*innen die im Zahlungsprozess beteiligt sind. Ich machte mich auf die Suche nach Gastronom*innen auf dem Berg und vereinbarte telefonisch Interviews mit den Expert*innen.

Ich entwickelte eine Expert*innen-Fragebogen aus 13 offenen Fragen. Vorab versandte ich eine Onlinebefragung an die Expert*innen, um die qualitativen mit quantitativen Daten zu ergänzen. Ich stellte acht Hypothesen auf, die ich mit Hilfe der qualitativen Daten belegen oder entkräften wollte. Ich führte lange Gespräche und stieg mit den Experten*innen tief in die Problematik des Bezahlvorgangs ein. Langsam begann ich zu verstehen, wieso ein*e Gastronom*innen ungern elektronische Bezahlverfahren nutzte. Langsam begann ich zu verstehen, wieso der Kunde sich in letzter Sekunde doch für das Bargeld entschied.

Ich muss etwas ändern

Ich wertete alle erfassten Daten aus und nutzte sie für meine Hypothesen. Mit den Antworten auf die Hypothesen konnte ich für den Wintersportbereich eine Lösungsstrategie erarbeiten, die auf die Probleme der Händl*innen und Kund*innen einwirken könnte. Im vergangen Jahr beschäftige ich mich intensiv mit der Idee und kam zum Entschluss, dass ich etwas ändern muss. Der erste Schritt war es, dass ich meinen Job bei der ING-DiBa reduzierte und eine Strategie entwickelte, wie ich meine Ideen Wirklichkeit werden lassen kann.

Gleiswechsel

Ein Weiterer Schritt war es, meinen Job bei der ING-DiBa komplett aufzugeben. Vorerst werde ich mein Know-How, dass ich mir die letzten Jahre im Payments und beim Platform-Development aufgebaut habe, dazu nutzen, um andere Banken, Corporates und FinTechs zu beraten. Mit meiner Expertise möchte ich anderen helfen, erfolgreich zu werden. Ich möchte mit meinen Erfahrungen andere dazu motivieren, näher am Kunden zu sein und die richtigen Probleme der Kunden zu lösen. Mit meiner Selbständigkeit genieße ich jedoch auch eine gewisse Freiheit, mehr Zeit in mein Vorhaben zu investieren und wenn es dann soweit ist, das Gleis wieder zu wechseln.

Es ist also nicht vorbei – es fängt nun erst richtig an.

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